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Braunschweiger Zeitung:


Freitag, 06.12.2002


Von all den Zwängen befreite Malerei

Die freischaffende Künstlerin Jutta Temp (Hohenassel) stellt abstrakte Arbeiten in der Landkreis-Verwaltung aus


Von Stephan Hespos

WOLFENBÜTTEL. Da sage noch einer, dörfliches Leben spiele sich im nahezu kunstfreien Raum ab. Es muss ein warmer Sommertag gewesen sein, als Landrat Burkhard Drake mit der Bewertungskommission für den Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" durch Hohenassel (Samtgemeinde Baddeckenstedt) spazierte. Bei dem Rundgang machte die Gruppe auch Station in einem zur Galerie umfunktionierten Wohnhaus. Dort lebt und arbeitet Jutta Temp, Jahrgang 1935. "Ich war tief beeindruckt von dem, was ich da sah", erklärte Drake am Mittwochabend. Und da Kunst heutzutage ohne Protegés eigentlich kaum mehr denkbar ist, stellt die gebürtige Braunschweigerin jetzt in der Wolfenbütteler Landkreis-Verwaltung aus.

"Fragen Sie mich bloß nicht, was meine Arbeiten ausdrücken", begrüßte die Autodidaktin den Schreiber dieser Zeilen bei der Vernissage. Jutta Temp hat zwar keine Kunsthochschule besucht – "Ich bin nicht verdorben worden" – ist aber gleichwohl bei dem österreichischen Maler Peter Preinsberger in die Lehre gegangen. Ihre abstrakten Bilder versteht sie als emotionale Impressionen. Und so spielt sie mit Farben und Formen je nach Gefühlslage. Ihr Ideal sei ein völlig schwarzes Bild, das dennoch klar durchstrukturiert sei.

Klassisches und Abstraktes

Jutta Temp ist gelernte Bauzeichnerin. In den 50er-Jahren entdeckte sie zunächst ihre Leidenschaft für die "klassische" Malerei – für Ölbilder, Aquarelle und Pastelle. In den 70er-Jahren eröffnete sie dann in Salzgitter-Lebenstedt ein Geschäft für Schmuck und Porzellan, in dem sie aber auch Bilder verschiedener Künstler anbot.

Standbein in Spanien

Heute kaufen andere ihre Werke. Seit einigen Jahren vertreibt ein Verleger Temp-Exponate in alle Welt. Zu den zahlreichen Kunden im In- und Ausland gehört unter anderem die spanische Regierung. Bekannt wurde die freischaffende Künstlerin vor allem über ihr Wirken auf der Ferieninsel Gran Canaria.

Im Erschließungsturm des Landkreises – Drake: "Eine bescheidene Galerie für eine international anerkannte Künstlerin" – sind auf mehreren Ebenen insgesamt 32 Bilder von Jutta Temp zu sehen. Diese zeichnen sich durch ihr kraftvolles und Konturen schaffendes Schwarz sowie durch warme erdfarbene Töne aus. Wie Landrat Drake in seiner Einführung mitteilte, werden Exponate Temps im nächsten Jahr, voraussichtlich im April oder Mai, in der französischen Partnerstadt des Landkreises, also in Cachan, gezeigt.

Wem dieser Weg zu weit ist, der kann noch bis einschließlich Montag, 23. Dezember, in der so genannten "Galerie im Turm" reinschauen. Geöffnet ist diese zu folgenden Zeiten: montags bis freitags von 8 bis 12.30 sowie zusätzlich montags von 14 bis 16 Uhr und donnerstags von 14 bis 18 Uhr.